Euro vor schwachem Sommer
Die Europäische Zentralbank wird im Sommer eine Geldpolitik machen, die nicht zu den konjunkturellen Rahmenbedingungen passt. Darauf läuft die Ankündigung einer Zinssenkung und die immer besser werdende wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone hinaus. Für den Euro ist das ein schlechtes Omen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im Sommer in ihre selbst gestellte Falle tappen. Darauf deuten die jüngsten Wirtschaftsdaten hin. Denn die Wirtschaftsdaten in der Euro-Zone erholen sich. Sogar für die deutsche Wirtschaft deutet sich eine sanfte Trendwende nach oben an. Das BIP hat im ersten Quartal um 0,2% leicht zugenommen. Viele Prognostiker und die Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihre Prognosen zuletzt noch reduziert.
Konjunkturerholung in der Eurozone
Diese Erholung dürfte keine Eintagsfliege sein. Auch in vielen Unternehmen verbessert sich die Stimmung. Auch der Ukraine-Kriegsschock ist inzwischen in den meisten Firmen verarbeitet. Viele Unternehmen haben sich an die gestiegenen Kosten angepasst, geben die gestiegenen Preise weiter. Angesichts der Lohnentwicklung pendelt sich hier ein neues Gleichgewicht ein. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und Dienstleistungen ist nun den sechsten Monat in Folge gestiegen. "Das war in der Vergangenheit ein verlässliches Signal für eine konjunkturelle Wende nach oben", so die Commerzbank.
Für die EZB wird die konjunkturelle Erholung aber zum Problem. Die Notenbank hat praktisch schon einen Zinsschritt nach unten für den Sommer angekündigt. Dabei fragen wir uns, ob diese riesige Institution die wirtschaftliche Entwicklung wirklich so schlecht absehen kann. Denn als Argument dafür hatte sie die sinkende Inflationsrate und die Risiken der konjunkturellen Abkühlung angeführt.
EZB auf Zinssenkungskurs
Die Wirtschaft scheint nun genau entgegengesetzt zum EZB-Konjunkturszenario zu laufen. Die Erholung setzt ein und das wird auch den Preisdruck neu anfachen, der ohnehin noch höher als von der EZB angestrebt ist. Auch die Commerzbank geht davon aus, dass sich die Inflationsrisiken in diesem Umfeld im Jahresverlauf erhöhen. Die Kerninflation wird sich im Jahresverlauf eher bei 3% als bei 2% einpendeln. "Die EZB wird darum im Jahresverlauf erkennen, dass sie das Inflationsproblem noch nicht gelöst hat", so Jörg Krämer und Ralph Solveen in einem aktuellen Research.
Fazit: Der Euro kommt in ungemütliches Fahrwasser. Die EZB wird die Zinsen in die wirtschaftliche Erholung und wieder steigende Inflationsraten hinein senken. Das wird den Euro strukturell schwächen, weil die Geldpolitik zumindest im Sommer nicht zur Wirtschaftsentwicklung passt. Profitieren werden USD und die Fluchtwährung CHF. Parallel dazu wird das Glaubwürdigkeitsproblem der EZB größer.